"Radwandern auf stillgelegten Eisenbahntrassen"Ein Artikel im Rad-Anzeiger 1/2003 des ADFC Leverkusen |
Radeln auf ehemaligen Bahntrassen: der frühere In den letzten Jahren wurden viele aufgelassene Bahnstrecken zu attraktiven Radwegen umfunktioniert und laden jetzt zum familienfreundlichen Radwandern abseits der Straßen ein. Bereits ein flüchtiger Blick auf alte Landkarten zeigt, in welch erschreckendem Umfang in den letzten Jahrzehnten Eisenbahnstrecken aufgegeben, stillgelegt und vergessen wurden. Bisweilen erinnern allenfalls Straßennamen daran, dass ein Ort früher einen Bahnanschluss hatte. Oft aber haben sich markante Bahndämme mit Brücken und Tunneln erhalten beim Bau von Bahnlinien war manche technische Meisterleistung erforderlich. Vielerorts haben die verantwortlichen Planer erkannt, welches Potenzial für den Fremdenverkehr in den ehemaligen Schienenverbindungen steckt. Mit beachtlichem Aufwand zu Radwanderwegen ausgebaut und entsprechend vermarktet, haben sich einige der Bahntrassenradwege bereits zu radtouristischen Rennern entwickelt. Deutliche Schwerpunkte finden sich in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bayern, aber auch in Schleswig-Holstein. Ein interessantes und gut gemachtes Beispiel ist der Maare-Mosel-Radweg in der Eifel, auf dem man auf über 50 km gemütlich von Daun bis an die Mosel bei Bernkastel-Kues fahren kann. Dabei geht es über zahlreiche Viadukte und durch insgesamt vier Tunnel: Einer dieser Tunnel, das 560 m lange "Große Schlitzohr", befindet sich gleich am Anfang der Route südlich von Daun, das im Sommer an Wochenenden mit der Eifelquerbahn von Gerolstein aus zu erreichen ist. Nur wenig weiter ist es zum Schinderhannes-Radweg, der im vorderen Hunsrück von Simmern nach Emmelshausen führt. Hier kann man sich im Biergarten des ehemaligen Bahnhofs Pfalzfeld stärken und sogar stilecht in abgestellten Eisenbahnwaggons übernachten. Der Vulkan-Radweg (Lauterbach Glauberg) in Hessen wird nach der für dieses Jahr vorgesehenen Fertigstellung mit über 60 km der längste deutsche Radwanderweg sein, der einer normalspurigen stillgelegten Bahntrasse folgt. Der beim Bau der Bahntrassen betriebene Aufwand bringt für Fahrradwanderer heute einige Annehmlichkeiten mit sich: Oft kann man über viele Kilometer radeln, ohne mit motorisiertem Verkehr in Berührung zu kommen. Und Steigungen von wenigen Prozent bleiben auch über große Höhendifferenzen immer gut erträglich so denn die alten Bahnbrücken noch vorhanden sind und für den Radweg genutzt werden konnten, sonst kann es auf kurzen Abschnitten schon mal etwas steiler werden. Im Detail gibt es zwischen den verschiedenen Bahntrassenradwegen große Unterschiede: Einige erst kürzlich eröffnete Routen haben erstklassige asphaltierte Oberflächen, sind vorbildlich beschildert und mit attraktiven Rastplätzen ausgestattet. Die Tunnel sind in aller Regel beleuchtet (evtl. mit Bewegungsmeldern gesteuert). Um Fledermäuse nicht zu vertreiben, wurden auf Teilstücken Zwischendecken eingezogen. Von behutsam hergerichteten Brücken und Viadukten bieten sich schöne Ausblicke in tiefer gelegene Bachtäler oder Ortschaften. Einige der älteren Wege mögen vielleicht nicht immer auf dem letzten Stand der Technik sein, gerade hier finden sich aber richtige Geheimtipps, die landschaftlich äußerst reizvolle Regionen erschließen. Mitunter gibt es auch Anlass zu Kritik an der Ausgestaltung der Wege: Nicht selten werden ehemals niveaugleiche Bahnübergänge durch Drängelgitter oder ähnliche Konstruktionen "gesichert". Im schlimmsten Fall wird man so alle paar 100 Meter zum Absteigen oder Herumheben des Rades gezwungen, insbesondere wenn man mit Gepäcktaschen unterwegs ist. Als Lichtblick kann aber festgehalten werden, dass bei mindestens zwei Wegen die Drängelgitter aufgrund einer entsprechenden Resonanz aus Radlerkreisen schon kurz nach der Eröffnung soweit entschärft wurden, dass die Einmündungsbereiche jetzt problemlos passiert werden können. Um einen Radweg auf einer stillgelegten Bahntrasse unter die Räder zu nehmen, braucht man nicht weit in die Ferne zu schweifen: Bereits im Königsforst stößt man auf eine Strecke, die von Rösrath nach Bergisch Gladbach abzweigte und am ehemaligen Bahnhof Forsbach vorbeilief. Im Linksrheinischen führt ein alter Bahndamm vom Bahnhof Rommerskirchen zur Erft in die Nähe der Museumsinsel Hombroich. Der Bildhauer Ulrich Rückriem hat hier im Rahmen der "Euroga 2002 plus" sieben Skulpturen aus spanischem Granit aufgestellt. Wegen der teilweise etwas unbefriedigenden Oberflächenbeschaffenheit sollte auf dieser Fahrt eine breitere Bereifung gewählt werden. Von Jülich aus kann man schließlich auf einer alten Trasse am Tagebau Inden vorbei bis Alsdorf-Hoengen fahren. Bei allen drei Strecken ist jeweils ein Ende bequem per Bahn zu erreichen. Die Tour von Rommerskirchen aus kann über den anschließenden Erftradweg zur Mündung in den Rhein und weiter auf dem Erlebnisweg Rheinschiene verlängert werden. Im benachbarten Rheinland-Pfalz verläuft ein Stück des Ahrradwegs auf dem abgebauten zweiten Gleis der Ahrtalbahn und benutzt bei Mayschoß die zweite Röhre des Saffenbergtunnels. Ahraufwärts ist die Stichbahn von Dümpelfeld nach Adenau nahezu komplett als Radweg umgewidmet worden. Beim geplanten Weiterbau des Ahrradwegs werden bis Blankenheim viele Kilometer der Oberen Ahrtalbahn zum Radweg ausgebaut und so die Radwegenetze in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz enger miteinander verzahnt. Weitere lohnenswerte Ziele sind der Maifeld-Radweg zwischen Mayen und Münstermaifeld oder die Region um Pronsfeld in der Westeifel, das in zwei Jahren Knotenpunkt eines richtigen Bahntrassen-Radwegenetzes sein wird. Das Teilstück Pronsfeld Waxweiler im Prümtal wurde im Sommer 2002 fertig gestellt und die Strecke nach Neuerburg wird nach und nach umgebaut. Einen ganz besonderen Reiz haben die zahlreichen neuen Radwege, die im Ruhrgebiet unter der Regie des Kommunalverbands Ruhrgebiet entstehen. Der Emscher Park Radweg und der Rundkurs Ruhrgebiet verlaufen auf mehreren Teilstücken auf alten Zechenbahnen und verbinden sehenswerte Relikte des Bergbaus und der Eisenverarbeitung. So beginnt der im Jahr 2000 eröffnete Zollvereinweg an der Kokerei und Zeche Zollverein in Essen-Katernberg (Weltkulturerbe). Von dort führt er über den Mechtenberg mit Anschluss an den ganz neuen Radweg auf der ehemaligen Kray-Wanner Bahn nahezu kreuzungsfrei nach Gelsenkirchen bzw. Bochum. Eines der interessantesten Projekte wird zur Zeit in mehreren Abschnitten realisiert: Die ehemalige Erzbahn vom Bochumer Krupp-Stahlwerk zum Hafen Grimberg am Rhein-Herne-Kanal verläuft auf einem bis zu 15 m hohen Damm und passiert zahlreiche Brücken. Sind Sie neugierig geworden? In Deutschland gibt es bereits über 250 Bahntrassenradwege und weitere sind in Planung oder werden zur Zeit realisiert. Viele sind Teilstücke von überregionalen Radfernwegen, andere bieten sich schon aufgrund ihrer Länge für einen Wochenend- oder Urlaubsausflug an. Eine Übersicht finden Sie im Internet unter www.achim-bartoschek.de und auf den nächsten Seiten hier im Heft. Achim Bartoschek Bahntrassenradwege in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-PfalzRommerskirchen Erft Alsdorf-Hoengen Jülich Zollvereinweg Maare-Mosel-Radweg Daun Lieser Schinderhannes-Radweg Emmelshausen Simmern Aktualisierungen |
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